In uralten Zeiten wandelte der liebe Gott jeden Tag über die weite Erde, um das Leben und Treiben der Leute mit eignen Augen zu betrachten. Einmal kam er auch in die Gegend von Deutschbaselitz. Dort traf er den Teufel. Der redete ihn sogleich an: „Was zieht Ihr nur heute für ein verdrießliches Gesicht, Gottvater, hat`s irgend einen Ärger gegeben?“ „Ach“, sprach Gott, „mit den Leuten von Jesau, Deutschbaselitz und Schiedel ist kein Auskommen mehr. Die sitzen bei Fleisch, Wein und Spiel und vergessen dabei die ewige Seeligkeit.“ „Sieht`s so aus, dann ist`s freilich schlimm“, erwiderte hierauf der Teufel und ging vergnügt seiner Wege.
Nach vier Wochen trafen der Satan und Gott wieder an derselben Stelle zusammen. „Oh“, begann mitleidig der Teufel. „Ihr scheint an den Schiedlern, Jesauern und Deutschbaselitzern noch immer kein Gefallen zu finden, denn Euer Gesicht ist finster wie die liebe Sonne das alles bescheinen muss, entgegnete Gott, „sie sind ihrer und meiner göttlichen Gnade allesamt nicht mehr wert,“ „So gebt mir die drei Dörfer!“ rief freudig der Teufel, „ich will sie nach meiner Art kurieren, dass sie ewig daran denken sollen!“ Gott sprach: „Es sei!“
Aber eine Bedingung will ich dir geben: „Ehe Du Dein Teufelswerk beginnst, sei dem Gutsherrn von Deutschbaselitz zu Willen.“ Darauf ging der Satan zum Herrn von Zezschwitz und unterbreitete ihm Gottes Plan und Forderung. der Gutsherr erkannte Gottes Weisheit und fragte: „Wohlan, Satanaas, grabe bis zum ersten Hahnenschrei hinter unserem Dorfe einen See aus, den ich an einem Tage nicht mit dem schnellsten Pferde umreiten kann“. Der Teufel willigte ein.
Bei anbrechender Dunkelheit begann er die schwere Arbeit. Zwei große Schubkarren und Hacke und Schaufel brachte er mit. Dann ging er scharf ans Werk und schüttete gegen Schiedel zu einem breiten Damm auf. Der war so lang, dass der Teufel in seinem Eifer die Schubkarren in eine übermäßige Geschwindigkeit brachte, und erst hinter Kamenz zum Halten kam. Dort schüttete er den Erdboden über einen Haufen, bis zuletzt ein richtiger Berg daraus wurde. Die Jesauer und Kamenzer erwachten bei dem ewigen Rollen der Schubkarren und meinten, es stünde ein Gewitter am Himmel. Als sie aber am Morgen den schönen, hohen Berg gleich hinter der Stadt gewahrten, erzählten sie sich: “Wie leicht konnten wir bei dem Erdbeben ums Leben kommen!“
Der Teufel war bei seiner Arbeit so müde geworden, dass er einschlief. Er hatte gerade die beiden letzten Ladungen bis hoch über den Rand der Schubkarren aufgeladen. Nun lehnte er auf der schweren Last und schnarchte, bis ihn der erste Hahnenschrei aus seinen Träumen schreckte. Wütend fuhr er empor. Der See hatte sich über Nacht mit Wasser gefüllt. Nur die beiden Haufen auf den Schubkarren sahen aus der Wasserfläche wie zwei große Augen empor. Noch heute sind sie als zwei Inseln zu erkennen.
Mit knapper Not konnte der Teufel dem Wasser entrinnen. Er hatte verspielt, und die Leute von Schiedel, Jesau und Deutschbaselitz konnten von Glück reden.
(Auszug aus: Wendische Sagen)