der heilige See

Der Heilige See bei Deutschbaselitz

Wenige Minuten nördlich von Deutschbaselitz bei Kamenz liegt ein seeartiger Teich, der große Teich, auch Großteich genannt. Derselbe hat einen Flächeninhalt von ungefähr 100 Hektar und einen Umfang von 5 Kilometer. Zungenförmig greift dieser Teich heran bis an das Dorf. Im Süden und Osten wird er vom Walde umrahmt, nach Norden und Westen hin breiten Wiesen und Felder sich aus, durch welche am Westufer des Teiches entlang der Fahrweg von Deutschbaselitz nach Milstrich führt. Im großen Teiche liegen, dem Westufer nahe, zwei flache Inseln, zu denen hinüber auf Kähnen man gelangen kann. Auf einer dieser Inseln steht ein schmucker Obelisk zur Erinnerung an die edle Frau Sarah von Zeschwitz, geb. Forster, die einstige Herrin des Rittergutes zu Deutschbaselitz.

Eine Wanderung um den Großteich ist hochinteressant. Der Blick auf die breite, waldumsäumte Wasserfläche ist höchst anziehend. Vielfach strecken am Ufer mächtige Eichen ihre knorrigen Arme empor und verleihen dem landschaftlichen Charakter ein ganz besonderes Gepräge. Dem Botaniker bieten die Ufer eine reiche Auswahl von Sumpf- und Wasserpflanzen. Auf sumpfigen Gebieten ist in Fülle die schöne Erica tetralix anzutreffen.

Der Großteich ist besonders fischreich und lockt, wenn er gefischt wird, aus weitester Umgegend Zuschauer und Neugierige herbei. Dann umstehen Hunderte das Ufer und schauen den vielen Fischern zu. Solch Wallfahren nach diesem Teiche fand aber schon vor Jahrtausenden in altheidnischer Vorzeit statt. Es war dieser Teich damals ein heiliger See, dessen Wasser den Göttern geweiht war und allerlei Krankheiten heilte. In den Hainen an dem Ufer wohnten heidnische Priester und Priesterinnen, welche die Opfernden empfingen und hinüber nach den Opferstätten auf den beiden Inseln des heiligen Sees auf Einbäumen fuhren.

In der Umgebung des heutigen Großteiches sieht man noch flache Hügel. In ihnen wurden Urnen aufgefunden, woraus man mit Recht schließt, daß in der Nähe des Heiligen Sees die Heiden dieser Gegend sich gern begraben ließen. Auch südlich vom Heiligen See, bei der heutigen Sandmühle auf Nebelschützer Flur, hat man wiederholt Urnen ausgegraben.

Der Name des Dorfes Baselitz, welches an den Heiligen See grenzt und jedenfalls eine uralte Ansiedelung ist, weist darauf hin, daß diese Stätte einst eine geweihte, eine heilige war. Das Wort Baselitz wird gewöhnlich von dem wendischen Worte „bos“ abgeleitet, das bedeutet „Holunder.“ Den Germanen, ganz besonders aber den Slaven, war der Holunder ein von den Göttern geweihter Strauch.

Ihn pflanzte man darum gern in der Nähe von Opfer- und Begräbnisstätten an. Ihm schenkten die heidnischen Vorfahren eine ganz besondere Aufmerksamkeit. Der Holunderstrauch wurde mit aller Sorgfalt gepflegt.

Zitat aus: Was die Heimat erzählt(1904) von Friedrich Bernhard Störzner

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